
„Allianz für den freien Sonntag“ in Weilheim protestiert gegen geplantes bayerisches Ladenschlussgesetz
Engagierte Frauen und Männer der KAB Weilheim und die Betriebsseelsorge Weilheim hatten bei einer Aktion in der Faschingswoche den Gesetzentwurf für ein eigenes bayerisches Ladenschlussgesetz stark kritisiert. Dazu hatten sie in der Weilheimer Fußgängerzone ein großes Transparent mit der Aufschrift „Nur Narren öffnen sonntags“ präsentiert.
„Das geplante Gesetz ist ein Frontalangriff auf den Sonntagsschutz und auf die Gesundheit der Beschäftigten im Einzelhandel“, machte Diakon Erwin Helmer, der auch KAB-Vorsitzender in der Diözese Augsburg ist, deutlich. Die zahlreichen Ausnahmen und Erleichterungen würden den grundgesetzlich garantierten Schutz des Sonntags massiv gefährden, so Helmer.
Denn das Grundgesetz verlaute in Artikel 140 glasklar: Sonn- und Feiertage blieben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt. Die Gesetzgebung in den einzelnen Bundesländern könne sich über den verfassungsrechtlichen Schutz des Sonntags nicht hinwegsetzen.
Doch in dem Entwurf der bayerischen Staatsregierung würden eine Reihe von Hintertürchen geöffnet, die zu mehr Sonntagsarbeit führen und den gemeinsam freien Sonntag durchlöchern würden.
Dazu zählen, laut Betriebsseelsorger Andreas Kohl, auch die digitalen Kleinstsupermärkte, die angeblich ohne eigenes Personal auskommen und wo alles vollautomatisiert abläuft: Die Kunden scannen ihre Waren selbst ein und bezahlen ausschließlich mit Karte. Die Minimärkte sollen zukünftig rund-um-die-Uhr, auch sonn- und feiertags, geöffnet haben. „Ganz ohne Personal wird das aber nicht funktionieren“, vermutet Kohl. „Die Automaten müssen schließlich immer wieder aufgefüllt, die Räume gereinigt oder auch technische Störungen behoben werden.“
Aber auch unabhängig vom Personaleinsatz störe allein der Betrieb eines solchen digitalen Kleinstsupermarkts den Ruhecharakter des Sonntags erheblich: Denn die pausenlos geöffneten Automatenläden verliehen ihrer Umgebung eine geschäftige und umtriebige Atmosphäre, von der für gewöhnlich ja der normale Alltag gekennzeichnet sei, so Kohl weiter.
Am Ende würden sich vor allem die Großkonzerne in der Handelsbranche dieses neue Betriebsformat zu nutze machen: Dann öffnen, wenn es sich die kleineren Mitbewerber nicht leisten können. „Hier findet ein brutaler Verdrängungswettbewerb statt“, erläuterte der Weilheimer Betriebsseelsorger.
Die Weilheimer Aktiven kritisieren bei dem vorliegenden Gesetzentwurf auch die aufgeweichten Regelungen für verkaufsoffene Sonntage in den Kommunen sowie für Sonntagsöffnungen in Ausflugs-, aber auch Wallfahrtsorten.
Die Weilheimer KAB-Ortsvorsitzende Sylke Martin ärgert sich zudem über die geplante Ausweitung der sogenannten langen Einkaufsnächte auf bis zu zwölf mögliche Termine im Jahr: „Das trifft in erster Linie die vorwiegend weiblichen Beschäftigten, die dann zuhause in ihren Familien fehlen. Außerdem ist Abend- und Nachtarbeit nachgewiesen gesundheitsschädlich!“
Am Ende der Aktion brachte Diakon Helmer noch einmal die wesentliche Motivation für die Sonntagsschützer der KAB auf den Punkt: „Am siebten Tag sollst Du ruhen, heisst es in der Bibel. Der gemeinsame freie Sonntag ist ein Geschenk des Himmels für jeden Menschen, für die Familien und für unsere Gesellschaft als Ganzes.“
Wie gut, dass die KAB mit ihrem Eintreten für den Sonntagsschutz den Wert dieses Geschenks immer wieder ins Bewusstsein bringt!
Foto: Helmer