„Vom Klick bis zur Tür – Wer zahlt den Preis?“

Thekengespräch beim politischen Frühschoppen der KAB bringt faire Arbeit in der Paketbranche auf den Tisch

Am 18. Mai 2024 lud der KAB-Kreisverband Memmingen-Unterallgäu zum politischen Frühschoppen ins Gemeinschaftshaus Erkheim ein. Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse – zahlreiche Teilnehmende aus Politik, Betrieben, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft nutzten die Gelegenheit zum Austausch und zur Diskussion über faire Arbeitsbedingungen in der Paketbranche.

Moderiert wurde der Vormittag von Betriebsseelsorgerin Anna-Maria Maul und KAB-Bildungsreferentin Myriam Gammer, die mit einem kurzen, szenischen Dialog humorvoll und zugleich nachdenklich auf das Thema hinführten. Unterstützt von einem realen 30-Kilo-Paket wurde dabei schnell deutlich, welche körperlichen Belastungen Paketbot:innen tagtäglich bewältigen – oft unter prekären Bedingungen.

Im inhaltlichen Einstieg gab Nadia Kluge von Faire Mobilität (DGB) einen eindrucksvollen Einblick in die Arbeitsrealität der Zusteller:innen. Sie berichtete von massivem Zeitdruck, grenzenloser Ausbeutung und undurchsichtigen Beschäftigungsverhältnissen – Erfahrungswerte aus ihrer Beratungspraxis, die unter die Haut gingen.

Beim anschließenden Thekengespräch, das seinen Namen dem Setting mit Barhockern und lockerer Atmosphäre verdankte, kamen zentrale Stimmen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen miteinander ins Gespräch:

  • Andreas Luttmer-Bensmann, Bundesvorsitzender der KAB
  • Nadia Kluge, Faire Mobilität / DGB
  • Cornelia Dentler, Teamleitung Deutsche Post AG
  • MdB Dr. Florian Dorn (CSU)

In der Diskussion ging es unter anderem um faire Löhne, soziale Absicherung, Verantwortung entlang der Lieferkette und die Zukunft der Branche. Die Gesprächsrunde wurde begleitet von Publikumsfragen, darunter auch die kritische Nachfrage an MdB Dorn zur aktuellen Debatte über geplante Ausweitungen der Arbeitszeitgrenzen. Die Rolle des Zolls wurde im Gespräch ebenso thematisiert, dessen Kapazitäten zur Überwachung der gesetzlichen Vorgaben häufig nicht ausreichten.

MdB Florian Dorn betonte, dass es aus seiner Sicht dringend eine stärkere Verantwortung der Auftraggeber gegenüber Subunternehmen brauche. Unternehmen dürften sich nicht hinter undurchsichtigen Vertragsketten verstecken. Gleichzeitig mahnte er zur politischen Umsetzbarkeit solcher Maßnahmen. Die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmenden sei in dieser Branche anders als in anderen Wirtschaftsbereichen eher schlecht.

Andreas Luttmer-Bensmann machte als Stimme der KAB deutlich. Es gehe um die Gesundheit und um die Existenz von Menschen. Er begrüßte zwar, dass die aktuelle Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag Mindestlohnsteigerungen und Tarifbindung unterstütze, forderte aber weitergehend eine verlässliche Klärung und Einführung eines armutsfesten Mindestlohns.

Cornelia Dentler vertrat als Unternehmensstimme die Position der Deutschen Post / DHL. Sie machte deutlich, dass DHL in vielerlei Hinsicht bereits hohe Standards erfülle: Die Quote der Direktbeschäftigung sei branchenweit am höchsten, die Arbeitsbedingungen gut. Dennoch spüre auch ihr Unternehmen den enormen Preisdruck in der Logistikbranche. Ein möglicher Hebel wäre ihrer Meinung nach, Rücksendungen kostenpflichtig zu machen. Das könne zu mehr Wertschätzung und weniger unnötigem Versand führen. Damit dieser Ansatz Wirkung zeige, müsse jedoch die gesamte Branche geschlossen mitziehen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Vormittags war die Vorstellung der bundesweiten KAB-Kampagne „Faires Paket“, die auf Missstände in der Branche aufmerksam macht und klare sozialpolitische Forderungen stellt – unter anderem eine Begrenzung der Traglasten auf 20 kg pro Paket, um die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen.

Ein Weißwurstfrühstück begleitete die Veranstaltung und lud zum persönlichen Austausch ein. Am Ende stand ein klarer Appell: Veränderung braucht Verantwortung – bei der Politik, in den Betrieben und im Konsumverhalten jedes Einzelnen. Der politische Frühschoppen zeigte eindrucksvoll: Faire Arbeit geht uns alle an – und beginnt mit dem offenen Gespräch.

Auch Sie können ein Zeichen setzen: Unterstützen Sie die Petition zur Kampagne unter: www.kab.de/faires-paket

 

Myriam Gammer, Bildungsreferentin

Bild: Myriam Gammer

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