Augsburg: Mehr als 80 Engagierte aus Betriebsräten, Personalräten und Arbeitnehmervertretungen, sowie Vertreter und Vertreterinnen aus den Gewerkschaften konnte die Betriebsseelsorge Augsburg dieses Jahr auf dem Empfang der Betriebsseelsorge im Haus St. Ulrich begrüßen. Domvikar Dominik Zitzler würdigte die Betriebsräte als Verbündete im Einsatz für gerechte Arbeitsverhältnisse in der modernen Arbeitswelt und dankte für den Dienst am Menschen. In mehreren kurzen Statements berichteten die Arbeitnehmervertreter über aktuelle Brennpunkte in der Arbeitswelt, untermalt von Gitarrist Thomas Hoffmann und Herbert Huber mit dem Akkordeon.
Eine Betriebsrätin der Lebensmittelindustrie kritisierte die niedrigen Löhne in ihrer Branche, die dazu führen, dass Personalmangel herrsche. Als Betriebsrätin führe sie täglich viele Gespräche: „Ich habe für die Sorgen der Beschäftigten stets ein offenes Ohr. Das ist für die Leute das Allerwichtigste.“ Die Metallindustrie in Augsburg, so erzählte ein MAN-ES-Betriebsrat, steht vor schwierigen Fragen, denn die „Transformation“ der Wirtschaft, das Einsparen von CO-2 und die Vorgaben der Politik stellen eine gigantische Herausforderung dar: „Aber wir sind auf einem guten Weg.“
Oskar Brabanski von der „Fairen Mobilität“, einem Projekt des DGB, berichtete über die Ausbeutung der LKW-Fahrer und allgemein in der Logistikbranche: „Manche Fernfahrer sind das ganze Jahr nicht in ihrer Heimat, weil sie Geld verdienen müssen und ausgebeutet werden. Ich habe einen getroffen, der 18 Monate nicht zuhause bei seiner Familie war. Immer mehr Fernfahrer kommen inzwischen aus Usbekistan, Tadschikistan und Kasachstan und sprechen kein Wort Deutsch“. Mit großem Beifall wurden Berichte über neu gegründete Betriebsräte und erreichte Tarifverträge gewürdigt. Auch die Betriebsseelsorger stellten ihre Einsatzfelder vor, die von der Unterstützung einzelner Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bis zum Einsatz für gute Tarifverträge und geregelte Mitbestimmung reichen. Deutlich wurde, ob Schutz des Sonntags, Begleitung bei Betriebskrisen, Betriebsverlagerungen und Schließungen oder Einsatz für anständige Löhne, das Spektrum der Zusammenarbeit von Betriebsräten und Gewerkschaften mit Betriebsseelsorge, KAB und Kirche hat viele Facetten.
Betriebsseelsorger Erwin Helmer lud zur anschließenden Begegnung und zu Gesprächen im gemütlichen Rahmen ein und beschloss den Abend mit dem Aufruf: „Ein Mensch ist manchmal wie verwandelt, sobald man menschlich ihn behandelt. Das sollten wir alle immer wieder beherzigen“.
Erwin Helmer, Betriebsseelsorger Augsburg