Reinhold Gebhard, der ehemalige Betriebsratsvorsitzende und langjährige Betriebsrat der Firma Trevira in Bobingen wird demnächst in den Ruhestand verabschiedet.
Betriebsseelsorger Hans Gilg hat ihm noch einige Fragen gestellt:
Wie lange bist du schon im Betriebsrat der Firma Trevira in Bobingen? Wie lange davon Vorsitzender?
Reinhold Gebhard: Betriebsratsarbeit seit 1994; freigestellter Betriebsrat seit 1997; Vorsitzender die vergangenen 10 Jahre.
Was hat dich motiviert in die Mitbestimmung einzusteigen und dich dann immer wieder neu aufstellen zu lassen?
Reinhold Gebhard: Mich einzubringen, wenn es um meine Belange und somit auch derer von den Kolleginnen und Kollegen ging; Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen; bei der Ausgestaltung von Betriebsvereinbarungen und Absprachen mit dem Arbeitgeber mit zu gestalten.
Was waren die schwierigsten Momente in deiner Betriebsratsarbeit?
Reinhold Gebhard: Ohne Zweifel die Insolvenz 2009 und die Schließung der Filamentproduktion 2012 mit massivem Stellenabbau. Aber auch bis heute Maßnahmen durch Verlagerungen und Zusammenführungen, wenn dabei Kolleginnen und Kollegen ihren Job verlieren.
Und die Highlights? Was hat dich besonders gefreut? Was ist euch als Gremium gut gelungen?
Reinhold Gebhard: Es gibt viele positive Punkte welche letztendlich auch mit den Menschen und dem Goodwill von Entscheidungsträgern in der Firma zusammenhingen, um für einzelne Kolleginnen und Kollegen was zu erreichen. Nach Jahren der Unsicherheit gute Regelungen und Vereinbarungen fortzuführen, teilweise auszubauen und auch neue einzuführen. Als Betriebsrats-Gremium trotz kontroverser Diskussionen und Interessenlagen nach außen geschlossen aufzutreten.
Du bist auch ein engagierter Gewerkschafter in der IG BCE. Wie wichtig sind für deine Arbeit Bündnispartner wie Gewerkschaften oder auch wir von der Betriebsseelsorge?
Reinhold Gebhard: Beide unverzichtbar für unser Arbeitsleben und die soziale Gesellschaft; das beginnt bei Tarifverträgen und geht über Weiterbildung, Rechtsbeistand und Erfahrungsaustausch bis hin zur Hilfestellung für einzelne Personen; nicht zu unterschätzen die Solidarität und Stütze in schwierigen Zeiten. Es ist wichtig in solchen Phasen Verbündete an der Seite zu haben.
Warum ist Betriebsratsarbeit so wichtig?
Reinhold Gebhard: Als Einzelkämpfer stehst du auf verlorenem Terrain. Nur in einer Gemeinschaft erzielt man Gehör und Erfolge. Auch in einem Unternehmen wie Trevira, welches die Mitbestimmung respektiert, wird dir nichts geschenkt, du musst als Betriebsrat immer präsent und fordernd sein.
Woraus hast du die vielen Jahre Kraft geschöpft für Deine wichtige Arbeit?
Reinhold Gebhard: Zum einen im Rückzug ins Familienleben und meinen Hobbies, zum anderen durch den Blick über den Tellerrand hinaus, wie es anderen Menschen ergeht.
Hast du noch einen Mut-Mach-Satz für die kommenden Betriebsratswahlen?
Reinhold Gebhard: Das ist in der heutigen Zeit schwierig, denn wie viele Aufrufe, Appelle und Bitten sind allein zur Corona Impfung ergangen.
Aber vielleicht passt der: Nehmt euch der Sache der Vertretung eurer Belange an, denn andere machen es nicht.