Katholische Betriebsseelsorge und Gewerkschaften rufen gemeinsam zur Wahl von Betriebsräten auf
In der Zeit zwischen dem 1. März und dem 31. Mai finden, wie alle 4 Jahre wieder, auch in den Betrieben der Region, die Betriebsratswahlen statt.
Für Martina Berndt-Hoffmann, sie ist bei der Kath. Betriebsseelsorge für die Region Neu-Ulm/Günzburg zuständig, für Günter Frey, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Verwaltungsstelle Neu-Ulm/Günzburg und für die beiden DGB-Kreisvorsitzenden Elmar Heim (Neu-Ulm) und Werner Gloning (Günzburg) ein Anlass um gemeinsam dazu aufzurufen, dass im Bereich Neu-Ulm/Günzburg mehr Betriebsräte gewählt werden als bisher. Für Elmar Heim ist unsere Region in diesem Zusammenhang noch auf dem Niveau eines Entwicklungslandes.
Dabei gebe es genügend Beispiele wie sinnvoll die Arbeit von Betriebsräten sei. So verweisen Elmar Heim und Günter Frey auf das Beispiel der Elchinger „Bosch Rexroth“. 2015 habe sich der Betriebsrat zusammen mit der Belegschaft und der IG-Metall erfolgreich dagegen gewehrt, dass der Standort „kaputt gemacht werde“. Heute sollen an diesem Standort 80 Millionen Euro investiert werden.
Außerdem, so Günter Frey, habe die Corona-Pandemie bewiesen wie wichtig Betriebsräte seien. Selbst von vielen Arbeitgebern werden deren Beiträge zur Milderung der Krisenfolgen in den Betrieben gewürdigt.
Aus Sicht von Berndt-Hoffmann, Frey, Heim und Gloning sind Betriebsräte so ungeheuer wichtig, weil nur in Betrieben in denen es einen Betriebsrat gibt, Arbeitnehmer*innen Mitbestimmungs- oder Mitwirkungsrechte, u. a. zu folgenden Punkten haben:
- Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit und Pausenzeiten
- Verteilung der Arbeitszeit auf die Wochentage
- Überstunden
- allgemeine Urlaubsgrundsätze und Urlaubsplanung
- Systeme zur Verhaltens- und Leistungsüberwachung
- Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und Unfallprävention
- Fragen der betrieblichen Lohngestaltung (z B. bei Prämien)
- Gruppenarbeit und Ausgestaltung von mobiler Arbeit
- Kündigungen
Ohne Betriebsrat seien die Beschäftigten hier weitgehend der Willkür des Arbeitgebers ausgeliefert.
Der Günzburger DGB-Kreisvorsitzende Werner Gloning übte massive Kritik an den Arbeitgebern, die versuchen Betriebsratswahlen zu verhindern. Das sei kriminell und in Bayern sogar verfassungsfeindlich da dort Betriebsräte ein Verfassungsgebot seien (Art. 175 der bayerischen Verfassung). Deshalb müssten solche Arbeitgeber öffentlich geächtet und von öffentlichen Austrägen ausgeschlossen werden.
Sehr begrüßenswert sei, dass seit 1. Januar dieses Jahrs für Arbeitnehmer*innen, die in Betrieben in denen es bisher keinen Betriebsrat gibt, eine Betriebsratsgründung anstreben die gleichen Schutzrechte gelten, wie für amtierende Betriebsräte.
Für Martina Berndt-Hofmann ist auch der menschliche Aspekt der Betriebsratswahl wichtig. Betriebsräte seien auch oft bei persönlichen oder familiären Problemen der Ansprechpartner für Beschäftige. Die Betriebsseelsorge stünde hier mit einem kompetenten Netzwerk als Ansprechpartner zur Verfügung.
Der DGB, die für die jeweilige Branche zuständigen Gewerkschaften und die katholische Betriebsseelsorge stehen für alle, die sich zum Thema Betriebsratsgründung informieren wollen, als Ansprechpartner zur Verfügung.
Bild: privat