„Ja, wenn der Karl nicht gewesen wäre…“

Verleihung des Hans-Adlhoch-Preises 2023

Die Würdigung der „stillen Helden“ des betrieblichen Alltags steht im Vordergrund des „Hans-Adlhoch-Preises für gelebte Solidarität in der Arbeitswelt“.

Der Preis, der von der Hans-und-Anna-Adlhoch-Stiftung gestiftet und jedes Jahr von KAB, Betriebsseelsorge und CAJ verliehen wird, hebt das vorbildliche Engagement von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern für mehr Menschlichkeit in der Arbeitswelt hervor – ein Einsatz, der sonst kaum in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Mit dem Preis ehrt die KAB auch das Lebenswerk des katholischen Arbeitersekretärs Hans Adlhoch (1884-1945).

In diesem Jahr ging der Preis im Rahmen einer Feierstunde im Pfarrheim St. Michael in Altenstadt, an Karl Linder aus Hohenfurch, der sich fast drei Jahrzehnte lang als Vertrauensperson für die Interessen von schwerbehinderten Kolleginnen und Kollegen bei Hoerbiger Kompressortechnik in Schongau stark gemacht hatte. Über viele Jahre übernahm er auch als Sprecher der Schwerbehindertenvertreter und -vertreterinnen Verantwortung im gesamten Hoerbiger-Konzern.

Nach einer Einführung zum Adlhochpreis durch den 1. Vorsitzenden der Stiftung, Arthur Koschate, hob Betriebsseelsorger Andreas Kohl aus Weilheim in seiner sehr persönlich gehaltenen Laudatio Linders Einsatz für seine gesundheitlich beeinträchtigten Kolleginnen und Kollegen hervor. Für sie hätte er als Schwerbehinderten-Vertrauensperson immer ein offenes Ohr gehabt. Sie hätten mit ihren Anliegen immer zu ihm kommen dürfen – und dies nicht nur während der Arbeitszeit. Nicht selten hätten Beratungsgespräche oder die Unterstützung beim Ausfüllen von Antragsformularen auch in Linders Freizeit und an den Wochenenden stattgefunden. Nie habe er jemanden abgewimmelt.

Linder, so der Laudator weiter, habe im Laufe seiner Tätigkeit einen großen Ehrgeiz darin entwickelt, „seine Leute“ bei ihren Antragstellungen auf einen Grad der Behinderung“ durchzubringen. Seine Devise sei dabei immer gewesen: „Niemals aufgeben! Einfach probieren!“

Oft sei der positive Bescheid erst gekommen, nachdem Linder hartnäckig geblieben war und Widerspruch eingelegt hatte, manchmal auch mehrmals hintereinander – bis zum gewünschten Erfolg. Linder habe sich nie einschüchtern lassen.

„Seine Leute“, so Betriebsseelsorger Kohl, schätzten gerade das an ihm und hätten nie vergessen, was sie Linders persönlichem Einsatz und seiner Ausdauer zu verdanken hatten. Viele würden heute anerkennend sagen: „Ja, wenn der Karl nicht gewesen wäre…“

Der Preisträger, verriet Kohl, habe seine Motivation für diese Aufgabe einmal so ausgedrückt: Es sei ihm „immer eine Freude gewesen, Menschen, die irgendein Leid hatten, zu ihrem Recht zu verhelfen.“

 

Den Hans-Adlhoch-Preis überreichten Verbändereferent Domvikar Dominik Zitzler und die 2. Vorsitzende der Stiftung, Renate Hofner. Beim sich anschließenden Sektempfang, zu dem die KAB Altenstadt einlud, gratulierten alle Festgäste, darunter Mitglieder des KAB-Diözesanvorstands, Vertreter der IG Metall, ehemalige Kollegen sowie die Familie des Adlhoch-Preisträgers, der sich insbesondere bei seiner Frau für die „Rückendeckung in all den Jahren“ mit einem Blumenstrauß bedankte. Betriebsseelsorger Thomas Hoffmann aus Donau-Ries sorgte mit seinen Liedern für die passende musikalische Umrahmung.

(Andreas Kohl, Betriebsseelsorger Weilheim)

 

„Ja, wenn der Karl nicht gewesen wäre…“
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